Herr Pointet, wie wir den Fachmedien entnehmen konnten waren Sie fleissig auf Einkaufstour! Welche Akquisitionen konnten Sie erfolgreich realisieren?
Wir konnten in den ersten 18 Monaten unserer noch jungen, börsenkotierten Gesellschaft Ina Invest Immobilien im Wert von 425 Millionen Franken zuführen. Es handelt sich mehrheitlich um vollvermietete, hybride Bestandesliegenschaften an bester Lage und mit hervorragender Erschliessung. Heute weitgehend kommerziell genutzt, verfügen alle Immobilien über enormes Entwicklungspotenzial hin zum Wohnen in gemischt genutzten Zonen. Das Highlight ist das Bredella Areal direkt am Bahnhof Pratteln: Hier werden wir in den nächsten 20 Jahren einen ehemaligen Industriepark in ein lebhaftes Zentrumsquartier mit über 1‘000 Wohnungen sowie kommerziell genutzten Flächen transformieren.
Viele Schweizer Shopping Center sind in die Jahre gekommen und müssen revitalisiert werden. Was hat sich aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren besonders verändert und welche Massnahmen würden Sie mit Priorität umsetzen?
Wir befinden uns in einem strukturellen Wandel, ähnlich einschneidend wie die industrielle Revolution. Dieses Phänomen nennen wir Digitalisierung. Konzepte der letzten 50 Jahre (zum Beispiel klassische Shopping Center) sind passé. Gefragt sind echte Erlebnisse, eine persönliche Note, Geschmack, Duft, Ausprobieren und Konsumieren vor Ort. Der klassische stationäre Handel wird zur Nebensache, bleibt aber als Inspirationsquelle für den vernetzten Konsumenten der Zukunft sehr wichtig. Erste Priorität ist es, den Menschen und seine Sinne konsequent in den Mittelpunkt zu stellen. Dies gilt für den Retailer, wie auch für den Landlord.
Was zeichnet eine gute Managementgesellschaft während der Revitalisierung von eine Shopping Centers aus? Haben Sie in Ihrer Karriere auch schon ein Center oder ein Areal revitalisiert?
Eine gute Managementgesellschaft versteht es, sowohl dem Immobilienbesitzer als auch den Mietern oben beschriebene Notwendigkeit zu vermitteln. Das Center-Management ist der Ambassador der Kunden und Besucher, also des Menschen als Nutzer von Immobilien.
Ich durfte im Auftrag des Eigentümers das „Quartier du Flon“ in Lausanne revitalisieren. Wir schufen (zusammen mit Jan Tanner) den „place to be“ in Lausanne und hatten Erfolg. Wir haben einen Ort gestaltet, an dem sich jeder Lausanner und jede Lausannerin gerne aufhält und der ein breites Freizeitangebot hat. Ohne das Vertrauen und die Weitsicht der damaligen Verantwortlichen im Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung wäre das unmöglich gewesen. Der Mut zur radikalen Transformation muss von ganz oben kommen.
Welche Erwartungen können in Bezug auf Umsatzsteigerung und Frequenzsteigerung an ein revitalisiertes Center gestellt werden?
Man wechselt in den Driver-Seat und setzt neue Trends, statt abzuschreiben und Umsatzrückgänge zu verbuchen. Es braucht auf jeden Fall ein tiefes Verständnis und eine aufmerksame Beobachtung der Gesellschaft. Auch eine vollständige Überführung in eine neue Nutzung darf kein Tabu sein.
Besten Dank für das Gespräch