Alles wird teurer – da kommen Shopping-Events wie der Singles Day oder Black Friday für die Bevölkerung wie gerufen. Eine neue Umfrage der Prospekte-App Profital und dem Detailhandelsverband Swiss Retail Federation zeigt: Die Inflation verändert das Kaufverhalten, und mehr Konsument:innen wollen im November von den Rabatten am Singles Day und Black Friday profitieren.
Für rund 40 Prozent der Verbraucher:innen sind Black Friday (25.11.2022) und Singles Day (11.11.2022) dieses Jahr von höherer Bedeutung als in den Vorjahren. Ganze 89 Prozent der Befragten wollen im November von den Rabatten profitieren. Hauptursache für diese Entwicklung dürfte die Inflation sein, schätzt Profital. Mehr als die Hälfte gaben an, wegen der steigenden Preise vermehrt auf Aktionen zu achten. Bei den Lebensmitteln sind es sogar 74 Prozent. Zwischen 35 und 40 Prozent schränken ihren Konsum bei Non Food-Produkten bereits ein.
Trotzdem höhere Ausgaben geplant
Trotzdem planen Konsument:innen am Black Friday und Singles Day höhere Ausgaben als im vergangenen Jahr. So möchten die Shopper:innen am Black Friday durchschnittlich 427 CHF ausgeben und am Singles Day durchschnittlich 343 CHF. Bei den Männern ist die Ausgabefreudigkeit um mehr als einen Drittel höher als bei den Frauen. Dabei bereiten sich die Schweizer:innen gezielt auf die Shopping-Aktionen vor, indem sie sich über Angebote informieren. Dies trifft auf rund drei Viertel aller Befragten zu. 30 Prozent setzen sich ein maximales Budget, 23 Prozent erstellen eine Einkaufsliste, während lediglich 13 Prozent gar keine Einkaufsvorbereitungen treffen.
Vor allem Fashion-Artikel wie Kleidung, Schuhe und Accessoires sind gefragt (68 Prozent), gefolgt von Elektrogeräten (53 Prozent). Möbel und Einrichtungsartikel belegen mit rund 37 Prozent den dritten Platz. Etwa die Hälfte der Befragten gibt an, sowohl online wie im Laden zu shoppen. Rund 30 Prozent wollen nur stationär einkaufen, während rund 20 Prozent nur online einzukaufen gedenken.
Werbewoche.ch hat mit Profital-Gründer Raphael Tommen über die Ergebnisse gesprochen:
Werbewoche.ch: Herr Thommen – Profital arbeitet sich konstant an die Position eines Thought Leaders im Bereich Retail und (E-) Commerce heran. Läuft das Tagesgeschäft so selbstständig, dass Sie sich weitere Betätigungsfelder suchen «müssen»?
Raphael Tommen: Über 450.000 Konsument:innen pro Monat informieren sich mit der Profital-App über die Angebote des Schweizer Detailhandels. Diese Nähe zu den Konsument:innen nutzen wir ergänzend zu unserem Kerngeschäft, um der Retail-Branche wichtige Insights rund um die krisenbedingt beschleunigte Veränderung des Konsumverhaltens zurückzuspielen.
Spass bei Seite: In Ihrer neuen Umfrage wollten Sie unter anderem wissen, welchen Einfluss Black Friday, Singles Day und die Inflation auf das Kaufverhalten haben. Wie wichtig sind diese «importierten» Retail-Feiertage mittlerweile für die Schweiz?
Wir analysieren das Konsumverhalten an diesen Shoppingtagen nun schon seit ein paar Jahren und stellen fest, dass die Bekanntheit und Beliebtheit stetig steigt – so auch in diesem Jahr: Für knapp 40 Prozent der Befragten haben der Singles Day und Black Friday nochmals an Bedeutung dazugewonnen. Rund 90 Prozent beabsichtigen, dieses Jahr von den Angeboten zu profitieren.
Sind diese Tage mittlerweile im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit angekommen – oder ein Phänomen, das vor allem bei den jüngeren Bevölkerungsgruppen bekannt ist und dementsprechend genutzt wird?
Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass in allen Altersgruppen eine Mehrheit Interesse an den Shoppingtagen bekundet. Dabei lässt sich in der Tat beobachten, dass das Interesse höher ist, je jünger die Altersgruppe: Bei den unter 35-Jährigen wollen über 90 Prozent an den Shoppingtagen einkaufen, während es bei den über 55-Jährigen 70 Prozent sind.
Was hat Sie bei den Ergebnissen der Studie überrascht?
Die scheinbar ungebrochene und weiter wachsende Beliebtheit der Shoppingtage hat mich schon überrascht. Lediglich 11 Prozent der Befragten bekunden keinerlei Interesse an den Angeboten am Singles Day oder Black Friday – und das trotz Gegenbewegungen wie dem «Green Friday».
Inwiefern wirken sich die Inflation – und das generell als getrübt geltende Konsumklima – auf die tatsächliche Kaufbereitschaft der Schweizer Bevölkerung aus? Sehen wir hier eher pro- oder eher kontrazyklische Entwicklungen?
Die geplanten Ausgaben am Singles Day und Black Friday sind dieses Jahr im Durchschnitt höher als im Vorjahr. Allerdings lassen sich auf Basis dessen nur bedingt Rückschlüsse auf das allgemeine Konsumklima ziehen. Denn die Umfrage zeigt auch, dass im Non-Food Bereich inflationsbedingt über 30 Prozent der Befragten weniger einkaufen wollen. Gleichzeitig wechseln im Food-Bereich knapp 40 Prozent zu günstigeren Produkten. Was aus der Studie besonders hervorgeht, ist, dass die Einkaufsplanung bedingt durch die steigenden Preise an Relevanz gewinnt.
Denken Sie, dass Anlässe Black Friday & Co. in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten sogar an Wichtigkeit gewinnen könnten?
Durch die Inflation steigt die Preissensitivität und Konsument:innen ändern ihr Kaufverhalten, indem sie ihren Konsum einschränken oder optimieren. Preisreduktionen in Form von Aktionen finden vermehrt Anklang und entsprechend legen die Shoppingtage in der ökonomisch angespannten Zeit an Bedeutung zu.